Mit «Quixote oder der Versuch, erfolgreich zu scheitern» begeistert Michel Schröder in der Gessnerallee.
Kritik im Tagesanzeiger vom 10. 12. 2005
Miguel de Cervantes‘ Romanfigur Don Quixote möchte «in den Waffen berühmt, in allen Taten adelig, von Fürsten geehrt und von Jungfrauen angebetet» werden. Unfähig, Fantasie und Wirklichkeit auseinander zu halten, verwickelt er sich in absurde Gefechte mit imaginären Feinden und ahnt nicht, wie leicht sich Heldentum in Lächerlichkeit verwandelt.
«Quixote oder der Versuch, erfolgreich zu scheitern» nennt Michel Schröder sein Theaterstück über Don Quixote, das eher dessen Gemütslage bebildert als einzelne Episoden erzählt. Über die Wände im Theaterhaus Gessnerallee galoppiert als Videoprojektion ein Pferdeskelett durch flimmernde Blitze und Schneeregen. Davor posieren wie im Krippenspiel Sandra Utzinger, Ariane Andereggen, Nils Torpus und Markus Wolff. Ihre andächtig gesenkten Blicke ruhen auf einem Plattenspieler, dem Herwig Ursin als edler Ritter und ruppiger DJ betörende und abstossende Klänge entlockt.
Die Prinzipien der Verlangsamung, Beschleunigung, Verzerrung, Verdoppelung und Überblendung, die hier zunächst musikalisch demonstriert werden, entpuppen sich bald als Wesensmerkmale der Produktion. Diese erweist sich als fein gebaute Spielerei mit Kontrasten und mannigfaltigen Formen der Unbeholfenheit. Ihr Bilderreichtum ist stilvoll und die hölzerne Anmut und Bewegungskomik der Darsteller wirken in den vielen nonverbalen Passagen hinreissend. Schröder «Quixote» verstrickt den Zuschauer in eine hochtrabend versponnene Traumwelt, um ihn schliesslich (durch Herunterklappen eines Teils der Bühnenrückwand und Ausblick auf das nächtliche Zürich) brüsk mit der Realität zu konfrontieren.
Agathe Blaser