«Ein galaktisch guter Abend»

Festivalbericht und Interview: ewz.stattkino 10

Posted On 19 Mar, 2010 – By
www.filmmagazin.groarr.ch

Vom 17. bis zum 27. Februar 2010 war in Zürich wieder ewz.stattkino-Zeit. Bereits zum elften Mal wartete das beliebte Nischenfilmfestival mit einem beeindruckenden Programm auf. Was am stattkino (welches vom Elektrizitätswerk Zürich gesponsert wird, darum das Kürzel) so besonders ist: Hier feiern wahre Filmklassiker sowie vergessene und unvergessene Perlen nicht nur eine Rückkehr auf die grosse Leinwand, sondern werden mittels Live-Synchronisationen, Lesungen, Tanz-Shows, DJ-Einlagen oder Duftuntermalungen vom Publikum mit allen Sinnen erlebt und dabei völlig neu entdeckt. Ich selbst hatte Tickets für vier der insgesamt 17 Filme gelöst und war recht begeistert, weshalb ich euch nun meine Eindrücke zu den einzelnen Vorstellungen schildern möchte. Im Anschluss folgt ein Interview mit Nani Khakshouri, die seit der Geburt des Festivals für die Programmation zuständig ist.

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Raumpatrouille Orion (Deutschland, 1966)

Der Directors Cut der legendären deutschen Sci-Fi Serie aus den 60ern, die quasi der Mondlandung im TV den Weg bereitete und die Enterprise auf den Plan rief, beinhaltete einen Zusammenschnitt mehrerer Folgen. “Rücksturz ins Kino” vermochte aber dennoch als eigenes Weltraumabenteuer mit durchgehender Geschichte zu bestehen. An sich schon äusserst unterhaltsam durch die staksige Crew, den bekloppten Tanz und die skurrilen Requisiten (vom umfunktionierten Bügeleisen bis zum Bleistiftspitzer fand alles Verwendung im Raumschiff), schoss die Live-Synchronisation der Bühnenformation kraut_produktion den Vogel gänzlich ab. Dietmar Schönherr sprach plötzlich schwäbisch, Eva Pflug mit russischem Akzent, den sie aber mitunter auch mal vergass, des weiteren hörte man Zürcher Dialekt, Berliner Schnauze, eine an Hitler erinnernde Sprechweise, nochmal einen durchgehenden Russen und einen Ösi-Wortschatz. Nicht ganz grundlos war der Österreicher dann auch der Böse, denn in derselben Woche liefen die Olympischen Winterspiele, bei denen unsere Nachbarn einen lächerlichen Skisprung-Streit vom Zaun brachen. Elke Heidenreich als Sternenschau-Sprecherin Helma Krap war sowieso eine Klasse für sich. Nach der Pause ging bei den Synchronisatoren, die sich extra für diesen Abend in ihre kosmische Garderobe geschmissen hatten, gar nichts mehr. Weil sie selbst andauernd lachen mussten, wurden die Einsätze verpasst, doch das war dann eh Wurscht. Es war zum Schreien komisch. Ein galaktisch guter Abend!

Sarah Stutte