Ritterlich
Quixote, oder der Versuch, erfolgreich zu scheitern – Kritik in der Basler Zeitung
Die Bühne wirkt wie ein fantastischer Abenteuerspielplatz: Alte Holzpaletten sind ungeordnet aufeinander gehäuft, riesige Vanitas-Bilder bekleiden die Seitenwände, Videoprojektionen zeigen galoppierende Pferdegerippe und Wolkenlandschaften. Kahle Sträucher und eine ausgestopfte Eule verbreiten Atmosphäre von Wildnis. Herrscher dieses Chaos ist Quixote. Der Möchtegernritter des 21. Jahrhunderts liegt bäuchlings auf dem Boden, lässt Plattenspieler und Radios gleichzeitig laufen, zitiert Cervantes’ Abenteuer und fügt Duri Bischoffs kunstvoll gestaltetem Bühnenbild eine ohrenbetäubende Toncollage bei.
«Quixote oder der Versuch, erfolgreich zu scheitern», ein Weihnachtsmärchen von Michel Schröder, das im Theaterhaus Gessnerallee uraufgeführt wurde, ist eine geniale Groteske, die entdeckt werden will. So viel Klamauk die fünf Schauspieler auch auf die Bühne bringen, nichts drängt sich auf, jede Szene entwickelt sich langsam und vermittelt eine mitunter geradezu kontemplative Stille. Regisseur Schröder formiert die Schauspieler wie Standbilder. Erst in der Fantasie Quixotes, lakonisch dargestellt von Herwig Ursin, werden sie lebendig und entwickeln als schmeichlerische Burgfräuleins oder verunsicherte Edelmänner Eigendynamik. Immer verrückter gestalten sich die Szenen, stellen Selbstverwirklichungswahn und Schönheitskult ironisch dar, bis schliesslich alles zusammenbricht und die Aussenwelt nach innen dringt. Originelles, herrlich skurriles Theater.