Schweizer Produktionen am Zürcher Theater Spektakel
Freiheit ist, das Theater auch einmal vor Ende der Vorstellung verlassen zu dürfen – Kritik Schweizer Radio DRS 2
Auch in der Roten Fabrik, die ein Stück ausserhalb der Landiwiese als Spielort zum Theaterspektakel gehört, werden Verständigungsprobleme behandelt, wenn auch auf ganz andere Weise. Die Bühne ist eine Art Lagerraum, mit Möbelstücken, Einkaufstüten und Teppichen, in dem die Spielerinnen und Spieler von kraut_produktion, viele unter ihnen Gäste ohne festgelegte Rollen, einen Abend lang sichere Werte demontieren. Es wird gerockt, es werden Schauspielerlebensläufe nacherzählt, Bühnenküsse geübt, Nachlässe verquantet, eine WC-Schüssel wird montiert, es wird mit Farbe gesaut und Bühnenbilder werden zersägt. Der wilde Haufen Schauspieler und ihr Regisseur Michel Schröder, sind sich dabei kaum einig, was sie tun und wozu. «Freiheit ist, das Theater auch einmal vor Ende der Vorstellung verlassen zu dürfen», so heisst der neue Streich und der Titel ist durchaus auch als Auftrag ans Publikum zu verstehen. Wer 3 Stunden bei gefühlten 40 Grad ausharrt, wird in einen sonderbaren Zustand kommen. Denn kraut_produktion legt bei ihren Theaterabenden, von denen jeder ein Unikat sein soll, nicht viel fest. Fest steht, dass dabei manche Grenze überschritten wird. Und das kann unterhaltsam sein, kann nerven und ganz bestimmt Schweiss treiben.
Kaa Linder